24 Französische Wohnblöcke

Ehemalige französische Wohnblöcke in der Huberstraße
Ehemalige französische Wohnblöcke in der Huberstraße, Herbst 2015, Foto: Bernhard Kleeschulte
Französische Wohnblöcke in der Huberstraße, um 1957
Französische Wohnblöcke in der Huberstraße, um 1957, Foto: Alfred Göhner, Bildrechte: Stadtarchiv Tübingen
Wohngebäude der Besatzungsmacht an der Stuttgarter Straße
Wohngebäude der Besatzungsmacht an der Stuttgarter Straße, Aufnahme vom Galgenberg, Mitte der 1950er Jahre, Foto: Alfred Göhner, Bildrechte: Stadtarchiv Tübingen

24 Französische Wohnblöcke

Huberstraße 5, 72072 Tübingen

Nach dem Bau mehrerer Wohnblöcke für französische Militärangehörige wurden Mitte der 1950er Jahre die letzten beschlagnahmten Wohnungen in Tübingen zurückgegeben.

Die Wohnungsnot war eines der gravierendsten Probleme der Besatzungsjahre. In der unmittelbaren Nachkriegszeit mussten in Tübingen nicht nur die Dienststellen und Mitarbeiter der französischen Militärverwaltung, sondern auch die des Landes Württemberg-Hohenzollern untergebracht werden. Zu diesem Zweck wurden viele Gebäude und Wohnungen beschlagnahmt. Um den übrigen knappen Wohnraum konkurrierten die ausquartierten Tübinger mit Evakuierten, entlassenen Zwangsarbeitern, Displaced Persons und Heimatvertriebenen. Hinzu kamen die Studenten der Ende 1945 wieder eröffneten Universität . Noch 1951 waren 421 Wohnungen und 31 Gebäude (darunter zahlreiche Verbindungshäuser) beschlagnahmt. Bis 1960 wurde der gesamte Wohnraum der Stadt zentral bewirtschaftet und zugeteilt.

Für eine deutliche Linderung der Wohnungsnot sorgten insgesamt 16 Wohnblöcke für französische Militärs und ihre Angehörigen, die in unmittelbarer Nähe zur Loretto-Kaserne an der Stuttgarter Straße und im Gebiet zwischen Hechinger Straße und Steinlach errichtet wurden. Mit ihrer Fertigstellung Mitte der 1950er Jahre konnten die letzten beschlagnahmten Wohnungen zurückgegeben werden. Während einfache Soldaten und wehrpflichtige Rekruten innerhalb der Kasernenmauern lebten, waren die Wohnblöcke außerhalb der Kasernen vor allem für Offiziere und Unteroffiziere mit ihren Familien vorgesehen. Ihre Kinder besuchten die Schule am Hechinger Eck und die 1955 eröffnete Französische Schule. Die recht klar umrissenen französischen Wohn-viertel wurden von den meisten Tübingern als eigene Welt auf der anderen Seite des Neckars wahrgenommen und spielten in ihrem Alltag kaum eine Rolle. Mit der Reduzierung der französischen Garnison zogen in einzelne Wohnblöcke deutsche Mieter ein. Engere Kontakte entwickelten sich dennoch kaum. Mit dem Abzug der französischen Truppen wurden die Wohn-blöcke zu normalen Wohnhäusern. Heute erinnert kaum noch etwas an ihre ursprüngliche Funktion.

Lukas Kuhn

Weiterführend:
Annemarie Hopp/Bernd Jürgen Warnecken (Hg.): Feinde, Fremde, Freunde. Erinnerungen an die Tübinger „Franzosenzeit“, Tübingen (Kulturamt) 1995, S. 31–34.

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