27 Französische Schule
Galgenbergstraße 86, 72072 Tübingen
Mit dem Neubau der Französischen Schule 1955 wurde die seit Kriegsende beschlagnahmte Wildermuth-Schule wieder für den regulären Schulbetrieb freigegeben.
1955 bezogen die Kinder der französischen Besatzungssoldaten ihr neues Schulgebäude in der Galgenbergstraße. Die Stadt Tübingen hatte den Neubau besonders unterstützt, denn seit 1945 war die Wildermuth-Schule für die Besatzungskinder requiriert. Das Gebäude hatte unter dem Namen Collège Decourdemanche eine Schule und ein Internat beherbergt. Die deutschen Schülerinnen mussten sich die verbliebenen Schulgebäude im Schichtbetrieb mit den Gymnasiasten teilen. Der von deutschen Architekten und Baufirmen realisierte Neubau bedeutete so eine erhebliche Entlastung des Schulbetriebs in Tübingen. Gleichzeitig lag das neue Schulhaus in unmittelbarer Nähe der Wohnblöcke für Besatzungsangehörige und der Loretto-Kaserne. Der Internatsbetrieb wurde aufgegeben. Die Kinder konnten bei ihren Eltern wohnen.
Bis 1992 wurde hier auf Französisch und nach französischen Lehrplänen unterrichtet. Seit dem Schuljahr 1991/92 wurde das Gebäude mit einzelnen Klassen aus umliegenden Schulen belegt und nach und nach renoviert. Im Herbst 1993 beschloss der Tübinger Gemeinderat für diesen Schulstandort die Umsetzung eines pädagogischen Konzepts, das von einer Gruppe engagierter Lehrer und Eltern entworfen wurde. Zu den Prinzipien der heutigen Französischen Schule gehört der jahrgangsübergreifende Unterricht. Seit 2002 ist der Ganztagsunterricht verbindlich. Mit dem Schuljahr 2012/13 wurde die Schule zu einer Gemeinschaftsschule erweitert, die auf unterschiedliche Schulabschlüsse vorbereitet.
Außer dem Namen erinnert nur noch wenig an die französische Vergangenheit des Schulgebäudes. Lediglich im Foyer der Schule ist bis heute ein Schild mit der Aufschrift „École Primaire Française“ erhalten geblieben.
Therese Dichgans/Johannes Großmann/Jonathan Schilling