10 Französischer Friedhof

Ehemaliger französischer Militärfriedhof
Ehemaliger französischer Militärfriedhof, heute Parkplatz hinter dem Kupferbau, Herbst 2015, Foto: Bernhard Kleeschulte
Französischer Militärfriedhof, Mai 1946
Französischer Militärfriedhof, Mai 1946, Foto: Gebrüder Metz, Bildrechte: Haus der Geschichte Baden-Württemberg

10 Französischer Friedhof

Gmelinstraße 5A, 72076 Tübingen

Hinter dem heutigen Kupferbau befand sich in den Nachkriegsjahren ein französischer Militärfriedhof. Die meisten Gräber wurden schließlich nach Frankreich umgebettet.

Unmittelbar nach Kriegsende wurde neben dem Stadtfriedhof an der Gmelinstraße ein Friedhof für französische Soldaten eingerichtet. Hier wurden zunächst Soldaten beigesetzt, die in den Tagen vor und nach der Einnahme Tübingens gestorben waren. In den folgenden Wochen und Monaten wurde der Friedhof weitergenutzt, so dass er bald mehr als 100 Gräber umfasste. Bestattet wurden unter anderem auch marokkanische und senegalesische Kolonialsoldaten, offenbar auch mehrere Zwangsarbeiter aus Osteuropa. Die letzte bekannte Beisetzung fand 1948 statt. Bis Anfang der 1950er Jahre wurden die meisten Toten zurück in ihre Heimat überführt. 1952 waren noch acht Gräber übrig – fast alle von afrikanischen Soldaten, um deren Rückführung sich niemand gekümmert hatte. Außerdem gab es noch etwa 50 Kindergräber. Die Väter dieser Kinder waren in der Regel Angehörige der Besatzungsmacht, ihre Mütter deutsche Frauen. Die französische Militärverwaltung war nicht bereit, diese Kindergräber nach Frankreich umzubetten.

Seit Anfang der 1950er Jahre interessierte sich die Tübinger Stadtverwaltung für das Gelände. Sie wollte dort einen Kindergarten errichten. Im Gespräch für eine Nachnutzung waren außerdem die Anlage eines Parks und der Bau einer evangelischen Kirche. Diese Pläne scheiterten letztlich, da sich die Stadt mit der Besatzungsmacht nicht über eine geeignete Ausweichfläche für den Friedhof verständigen konnte. Die französische Armee wollte Kriegsgräber aus der ganzen Region nach Tübingen verlegen und hier eine Art französischen Zentralfriedhof für Württemberg-Hohenzollern einrichten. Die Stadt Tübingen erklärte sich zwar zunächst bereit, ein Areal auf dem Bergfriedhof zur Verfügung zu stellen und die Kosten für die Umbettung der verbliebenen acht Gräber zu übernehmen. Jedoch forderten die Franzosen schließlich Platz für bis zu 250 Gräber. Der städtischen Verwaltung ging das zu weit. Sie gab das Vorhaben auf und machte sich auf die Suche nach einem anderen Standort für den Kindergarten. Auf dem Gelände zwischen Kupferbau und Stadtfriedhof befindet sich heute ein Parkplatz.

Lukas Kuhn

Weiterführend:
Udo Rauch/Antje Zacharias (Hg.): Sieben Jahre Landeshauptstadt. Tübingen und Württemberg-Hohenzollern 1945 bis 1952, Tübingen (Kulturamt) 2002.


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