3 Volkshochschule

„Silberburg“ am Marktplatz
„Silberburg“ am Marktplatz, Herbst 2015, Foto: Bernhard Kleeschulte
Volkshochschule, Schaukasten im Kommödle an der Wilhelmstraße, 1952, Foto: Kleinfeldt, Bildrechte: Stadtarchiv Tübingen
Volkshochschule, Schaukasten im Kommödle an der Wilhelmstraße, 1952, Foto: Kleinfeldt, Bildrechte: Stadtarchiv Tübingen
Volkshochschule, Kurs Freihandzeichnen, 1951, Foto: Kleinfeldt, Bildrechte: Stadtarchiv Tübingen
Volkshochschule, Kurs Freihandzeichnen, 1951, Foto: Kleinfeldt, Bildrechte: Stadtarchiv Tübingen

3 Volkshochschule

Wienergäßle 1, 72070 Tübingen

Die Volkshochschule wurde 1947 mit Unterstützung der Besatzungsmacht als ein Ort der demokratischen Erziehung und politischen Bil­dung gegründet.

Etwa 80 Vertreter von Stadtverwaltung, Universität und Kirchen besuchten die Gründungsversammlung der Volkshochschule Tübingen am 13. März 1947. Erklärtes Ziel der Volksschule war es, „das deutsche Volk geistig, sittlich und politisch zu bilden, um in ihm den Geist der Humanität, der Demokratie, der sozialen Verantwortung und der Völkerverständigung zu wecken und wirksam werden zu lassen.“ Die französische Militärregierung begrüßte den Aufbau des neuen Bildungsangebots, in dem sie einen wichtigen Beitrag zur demokratischen Erziehung der Tübinger Bevölkerung sah. Ihre finanzielle Unterstützung blieb allerdings begrenzt.

Die Volkshochschule stieß von Beginn an auf großes Interesse. Im ers­ten Trimester von April bis Juli 1947 wurden die Kurse und Veranstaltungen von insgesamt 1.744 Menschen besucht. Neben dem Fremdsprachenunterricht lag ein Schwerpunkt auf der politischen Bildungsarbeit. Zu den Dozenten zählten un­ter anderem der Politologe Theodor Eschenburg und die SPD-Politikerin Else Berkmann, die sich vor allem für die demokratische Bildung von Frauen engagierte. Von Beginn an war die Volkshochschule politisch unabhängig, religiös neutral und offen für alle Gesellschaftsschichten.
In den Anfangsjahren sah sich die Volkshochschule mit erschwerten Bedingungen konfrontiert: Die Unter­richts­räume waren über die ganze Stadt verteilt, und die Schüler mussten Brennholz und Glüh­birnen zum Heizen und Beleuchten der Zimmer selbst mitbringen. Die Geschäftsstelle befand sich zunächst in der „Silberburg“ beim Rathaus. Der Bau eines von Beginn an in der Brunnenstraße geplanten Zentralgebäudes scheiterte 1951 an mangelnder Finanzierung. Die Suche nach einem eigenen festen Standort blieb lange erfolglos. In den 1970er Jahren zog die Volkshochschule ins Schwabenhaus am Neckar. Seit 1998 ist sie in einem ehemaligen Mann­schafts­gebäude der Loretto-Kaserne untergebracht.

Pascal Huber/Lukas Kuhn

Weiterführend:
Dieter Barth/Wilfried Setzler (Hg.): Sechzig Jahre Volkshochschule Tübingen. Eine Festschrift, Tübingen (Kulturamt) 2007.

 

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Theodor Eschenburg
Theodor Eschenburg, Oktober 1960, Foto: Alfred Göhner, Bildrechte: Stadtarchiv Tübingen

Theodor Eschenburg (1904–1999) war ab 1952 Professor für Politikwissenschaften und von 1961 bis 1963 Rektor der Universität Tübingen. Er war Mitherausgeber der „Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte“, schrieb viele Jahre lang für die „Zeit“ und engagierte sich in der politischen Bildungsarbeit. Doch seine Rolle im „Dritten Reich“ ist umstritten. Neuen Recherchen zufolge war Eschenburg aktiv an „Arisierungen“ beteiligt. (T.T./F.R.)