21 Collège Decourdemanche

Wildermuth-Gymnasium, Herbst 2015
Wildermuth-Gymnasium, Herbst 2015, Foto: Bernhard Kleeschulte
Freigabe der Wildermuth-Schule durch die französische Garnison, 19. April 195
Freigabe der Wildermuth-Schule durch die französische Garnison, 19. April 1955, Foto: Alfred Göhner, Bildrechte: Stadtarchiv Tübingen
Baumpflanzung im Schulhof der Wildermuth-Schule aus Anlass des Wiedereinzugs, 19. April 1955
Baumpflanzung im Schulhof der Wildermuth-Schule aus Anlass des Wiedereinzugs, 19. April 1955, Foto: Alfred Göhner, Bildrechte: Stadtarchiv Tübingen

21 Collège Decourdemanche

Derendinger Allee 8, 72072 Tübingen

In den ersten zehn Nachkriegsjahren wurden die Kinder der Besatzungssoldaten im Gebäude der Wildermuth-Schule unterrichtet.

Die Wildermuth-Schule wurde 1927 als Mädchenoberschule gebaut und nach der Jugendschriftstellerin Ottilie Wildermuth benannt. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude kurzzeitig von der Wehrmacht als Lazarett beansprucht. Nach dem Einmarsch der französischen Truppen im April 1945 beschlagnahmten die Besatzer die Wildermuth-Schule. Es war das modernste Schulhaus in Tübingen, mit fließendem Wasser in jedem Klassenzimmer. In dem Haus wurde das Collège Decourdemanche eingerichtet, eine Schule für die Kinder von Soldaten aus dem gesamten südlichen Teil der französischen Besatzungszone.

Benannt war die Lehranstalt nach dem französischen Kommunisten und Germanisten Daniel Decourdemanche (Pseudonym: Jacques Decour). Er hatte während des Zweiten Weltkriegs in Frankreich gegen die deutsche Besatzung gekämpft und war 1942 von den Nationalsozialisten hingerichtet worden. Dem Collège angegliedert war ein kleines Internat. Die männlichen Internatsbewohner waren in Schlafsälen im Gebäude selbst untergebracht, die weiblichen in einem requirierten Verbindungshaus.

Die Schülerinnen und Lehrkräfte der Wildermuth-Schule mussten indessen auf andere Gebäude ausweichen. 1955, zehn Jahre nach Kriegsende, wurde in der Südstadt auf dem Galgenberg ein neues Schulhaus für die Kinder der französischen Soldaten und Verwaltungsbeamten errichtet, die Französische Schule.

Jonathan Schilling

Weiterführend:
Udo Rauch/Antje Zacharias (Hg.): Sieben Jahre Landeshauptstadt. Tübingen und Württemberg-Hohenzollern 1945 bis 1952, Tübingen (Kulturamt) 2002, S. 33.

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