28 Französisches Viertel

Ehemalige Panzerhalle im Französischen Viertel, Herbst 2015, Foto: Bernhard Kleeschulte
Ehemalige Panzerhalle im Französischen Viertel, Herbst 2015, Foto: Bernhard Kleeschulte
Das französische Quartier Maud’Huy in der ehemaligen Hindenburg-Kaserne
Das französische Quartier Maud’Huy in der ehemaligen Hindenburg-Kaserne, zeitgenössische Farbpostkarte
Fahnenübergabe im Quartier Maud’Huy, um 1960
Fahnenübergabe im Quartier Maud’Huy, um 1960, Foto: Alfred Göhner, Bildrechte: Stadtarchiv Tübingen

28 Französisches Viertel

Aixer Straße 68, 72072 Tübingen

Die ehemalige Hindenburg-Kaserne wurde seit 1945 von der französischen Besatzungsarmee genutzt. Nach 1991 entstand hier eine der modernsten Tübinger Wohngegenden.

Der Tübinger Stadtteil, der heute als Französisches Viertel bekannt ist, war ursprünglich eine Kaserne der Wehrmacht. Sie wurde 1935 als Burgholz-Kaserne eingeweiht und erhielt 1938 den Namen Hindenburg-Kaserne. Der Komplex bestand aus zehn dreistöckigen Mannschaftsgebäuden sowie Pferdeställen und Wirtschaftsgebäuden. Zwischen der Reutlinger Straße und der Bahnlinie standen noch 25 weitere Gebäude – das heutige Depot-Areal. Nur zwei Tage vor dem Einmarsch der französischen Truppen wurde die Hindenburg-Kaserne von alliierten Streitkräften bombardiert und teilweise zerstört.

Wie alle Tübinger Kasernen wurde auch die Hindenburg-Kaserne 1945 von der Besatzungsarmee beschlagnahmt und dann zur Unterbringung des 12ème Régiment de Cuirassiers instand gesetzt. Das Gelände wurde in das Quartier Desazars de Montgailhard im Norden und das Quartier Maud’huy im Süden geteilt. Der südliche Kasernenteil war von 1960 bis zum Abzug der französischen Streitkräfte 1991 Standort des 24ème Régiment de Chasseurs. Zeitweise waren in der Kaserne bis zu 2.000 französische Soldaten stationiert. Die Truppe nutzte den Standortübungsplatz im Wankheimer Täle , wo auch die Tübinger Bevölkerung den Übungen zusehen konnte.

Noch vor dem endgültigen Abzug der Truppen aus Tübingen diskutierten Bürgerschaft und Gemeinderat über Möglichkeiten für eine Nachnutzung der Kaserne. 1994 fiel schließlich die Entscheidung für ein modernes Städtebaukonzept. Die früheren Gerätegebäude und Stallungen werden heute von Handwerksbetrieben genutzt. Die ehemaligen Mannschaftsgebäude dienen als Studentenwohnheime. Die ehemalige Panzerhalle wird heute vormittags als Verkehrsgarten für Schulklassen, nachmittags als überdachter Bolzplatz genutzt. An Wochenenden finden hier Flohmärkte, Feste und Konzertveranstaltungen statt. Auf den großen Flächen zwischen den alten Kasernenbauten entstanden Mehrfamilienhäuser und Kinderspielplätze. Im Rahmen eines Bürgerwettbewerbs wurde auch eine neue Bezeichnung für das Areal gefunden, die an die ehemaligen Besatzer erinnert: Französisches Viertel. Die Straßennamen verweisen ebenfalls auf Tübingens „französische“ Vergangenheit und die seit 1960 bestehende Städtepartnerschaft mit Aix-en-Provence.

Jonathan Schilling/Gabriel Bock/Johannes Großmann

Weiterführend:
Annemarie Hopp/Bernd-Jürgen Warneken (Hg.): Feinde, Freunde, Fremde. Erinnerungen an die Tübinger „Franzosenzeit“, Tübingen (Kulturamt) 1995, S. 19–28.
Armin Scharf/Matthias Gütschow (Hg.): Französisches Viertel Tübingen, Regensburg (Stadtwandel Verlag) 2015.

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