6 Mensa „Prinz Karl“

Mensa „Prinz Karl
Mensa „Prinz Karl“, Herbst 2015, Foto: Matthieu Osmont
Foyer de Garnison im Gebäude der Mensa „Prinz Karl“, Hafengasse 6
Foyer de Garnison im Gebäude der Mensa „Prinz Karl“, Hafengasse 6, Foto: Gebrüder Metz, Bildrechte: Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Städtische Volksküche im Sozialamt, um 1950
Städtische Volksküche im Sozialamt, Frauen bereiten die Mahlzeit vor, um 1950, Bildrechte: Stadtarchiv Tübingen

6 Mensa „Prinz Karl“

Hafengasse 6, 72070 Tübingen

Die Mensa im ehemaligen Hotel „Prinz Karl“ wurde von den französischen Besatzern requiriert. Die Studenten mussten daher andernorts mit warmen Mahlzeiten versorgt werden.

Die Mensa „Prinz Karl“ trägt ihren Namen in Erinnerung an den württembergischen König Karl I., der als Prinz in Tübingen studierte. Das Gebäude blickt auf eine lange Geschichte zurück: Erbaut Ende des 15. Jahrhunderts, wurde es lange als Hotel genutzt. Als Student wohnte hier der Mediziner Alois Alzheimer, an den heute eine Gedenktafel neben dem Eingang erinnert. In der wirtschaftlichen Notzeit nach dem Ersten Weltkrieg gab das Tübinger Studentenwerk im „Prinz Karl“ warme Mahlzeiten an die Studenten aus und stellte die ehemaligen Hotelräume als Wohnheim zur Verfügung.

Nach dem Einmarsch der französischen Truppen im April 1945 wurde das Gebäude – wie auch andere Tübinger Hotels und Wohnheime – zur Unterbringung der Besatzer requiriert. Doch erschien die kostengünstige Versorgung von Studenten in einer Zeit dramatischer Unterernährung nötiger denn je. In der Neckarmüllerei wurde daher eine neue Mensa eingerichtet, die einmal täglich einen nahrhaften Eintopf ausgab. Oberbürgermeister Adolf Hartmeyer ließ außerdem im Sommer 1946 eine „Volksküche“ im Kornhaus (Kornhausstraße 10, heute Stadtmuseum) einrichten, die neben den Studenten auch anderen notleidenden Tübingern offenstand.

Auch die Amerikaner leisteten einen Beitrag zur Ernährung in der Französischen Besatzungszone: Neben den CARE-Paketen, erfunden von dem in die USA emigrierten Kilchberger Otto Robert Hauser, gab es die so genannte „Hoover-Speisung“, initiiert vom ehemaligen US-Präsidenten Herbert Hoover. In deren Rahmen konnten Studenten auch in der Eingangshalle der Neuen Aula ein kostenloses Reis- oder Milchgericht bekommen. Den Blechnapf dafür mussten sie allerdings selbst mitbringen. Trotz dieser Hilfeleistungen war das Essen in Tübingen knapp. Voraussetzung für eine Immatrikulation an der Universität wurde daher, dass ein Student „die Ernährungslage der Stadt Tübingen nicht belasten“ durfte. Seit 1952 steht „Prinz Karl“ wieder den Tübinger Studenten als Wohnheim und Mensa zur Verfügung.

Jonathan Schilling/Jana Flicker

Weiterführend:
Udo Rauch/Antje Zacharias (Hg.): Sieben Jahre Landeshauptstadt. Tübingen und Württemberg-Hohenzollern 1945 bis 1952, Tübingen (Kulturamt) 2002, S. 45, 65f., 118, 128.

Filtern nach

Oberbürgermeister Adolf Hartmeyer auf der Rathauskanzel
Oberbürgermeister Adolf Hartmeyer auf der Rathauskanzel, Foto: Carl Näher, Bildrechte: Stadtarchiv Reutlingen

Adolf Hartmeyer (1886–1953) war von 1946 bis 1948 Tübinger Oberbürgermeister. Der gelernte Buchdrucker, den die Nationalsozialisten mit einem Berufsverbot belegt hatten, trat nach Kriegsende der Demokratischen Vereinigung bei. 1946 wurde der SPD-Politiker zum Oberbürgermeister ernannt und bei den ersten Kommunalwahlen im November bestätigt. Er bemühte sich vor allem um die Verbesserung der Ernährungslage und der Wohnungssituation. (F.R.)