2 Marktplatz

Marktplatz, Rathaus mit Neptunbrunnen, Herbst 2015, Foto: Bernhard Kleeschulte
Marktplatz, Rathaus mit Neptunbrunnen, Herbst 2015, Foto: Bernhard Kleeschulte
Enthüllung des erneuerten Marktbrunnens, 3. Juli 1948, Foto: Carl Näher, Bildrechte: Stadtarchiv Reutlingen
Enthüllung des erneuerten Marktbrunnens, 3. Juli 1948, Foto: Carl Näher, Bildrechte: Stadtarchiv Reutlingen
Marktplatz, Rathaus mit Neptunbrunnen, Mai 1949, Postkarte der Gebrüder Metz, Bildrechte: Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Marktplatz, Rathaus mit Neptunbrunnen, Mai 1949, Postkarte der Gebrüder Metz, Bildrechte: Haus der Geschichte Baden-Württemberg

2 Marktplatz

Am Markt

Der Marktplatz wurde in der Besatzungszeit zu einem zentralen Ort der Begegnung von Tübingern und Franzosen.

Die sichtbarste Hinterlassenschaft der französischen Besatzungszeit auf dem Tübinger Marktplatz ist der Neptunbrunnen. Dabei reichen die Ursprünge des Brunnens bis ins 17. Jahrhundert zurück. Heinrich Schickhardt kam im Jahr 1617 von einer Italienreise nach Hause. Im Gepäck hatte er unter anderem eine Skizze des imposanten Neptunbrunnens von Bologna. Dieser Brunnen wurde für den Tübinger Marktplatz aus Sandstein nachgebaut. Über die Jahrhunderte verwitterte der Brunnen stark. Mit Beginn des letzten Jahrhunderts mehrten sich die Stimmen, die für eine Neugestaltung plädierten. Schließlich waren es die französischen Besatzer, die den Neptunbrunnen als Symbol für den Wiederaufbau und die deutsch-französische Aussöhnung erneuern ließen. Für die Galvanoplastik, mit deren Herstellung die Württembergische Metallwaren-Fabrik (WMF) in Geislingen beauftragt wurde, stellte die Militärregierung konfiszierten Waffenschrott der Wehrmacht zur Verfügung. Das Brunnenbecken aus Kalktuff entwarf der Tübinger Bildhauer Heinrich Krauß. Am 3. Juli 1948 wurde der Brunnen durch den damaligen Oberbürgermeister Adolf Hartmeyer öffentlich eingeweiht.

Auch sonst war der Marktplatz einer der wichtigsten Begegnungsorte von Besatzern und Besetzten. Mehrere Gebäude am Marktplatz wurden vorübergehend von der französischen Besatzungsmacht genutzt. Das damalige Gasthaus und Hotel Lamm (heute Gemeindehaus der Evangelischen Kirche) diente in der Nachkriegszeit kurzzeitig als Sitz der Ortskommandantur. Im ehemaligen Kaufhaus Euler (Am Markt 12) wurde außerdem ein französischer Économat eröffnet. Gleichzeitig wurde der Marktplatz für öffentliche Bekanntgaben und Veranstaltungen genutzt. So brachte eine Gruppe junger Schauspieler im Spätsommer 1945 eine vielumjubelte Freilichtinszenierung von „Romeo und Julia“ zur Aufführung. Sie war das Vorspiel zur Gründung des Schauspielhauses Tübingen.

Yannick Lengkeek/Therese Dichgans

Weiterführend:
Udo Rauch/Antje Zacharias (Hg.): Sieben Jahre Landeshauptstadt. Tübingen und Württemberg-Hohenzollern 1945 bis 1952, Tübingen (Kulturamt) 2002, S. 112–114.

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Oberbürgermeister Adolf Hartmeyer auf der Rathauskanzel
Oberbürgermeister Adolf Hartmeyer auf der Rathauskanzel, Foto: Carl Näher, Bildrechte: Stadtarchiv Reutlingen

Adolf Hartmeyer (1886–1953) war von 1946 bis 1948 Tübinger Oberbürgermeister. Der gelernte Buchdrucker, den die Nationalsozialisten mit einem Berufsverbot belegt hatten, trat nach Kriegsende der Demokratischen Vereinigung bei. 1946 wurde der SPD-Politiker zum Oberbürgermeister ernannt und bei den ersten Kommunalwahlen im November bestätigt. Er bemühte sich vor allem um die Verbesserung der Ernährungslage und der Wohnungssituation. (F.R.)